Bevor der Tatort in den verdienten Sommerschlaf geht, strahlt die ARD am 18. Juni zur üblichen Sendezeit am Sonntag um 20:15 Uhr den nun auch schon 30. Stuttgarter Tatort „Die Nacht der Kommissare“ aus. Der dritte Film aus Stuttgart, für den Wolfgang Stauch das Drehbuch geschrieben hat. Der vierte, Arbeitstitel „Ex-It“, ist bereits in Vorbereitung.
Die allererste Besprechung des Films ist bei Tittelbach.tv erschien, Tilmann P. Gangloff vergibt fünf von sechs Sternchen und meint unter anderem: Der famose 30. „Tatort“ mit Richy Müller und Felix Klare, „Die Nacht der Kommissare“ (SWR), ist trotz aller heiteren Elemente keine reine Komödie. (…) Dass die Balance auf dem schmalen Grat zwischen Krimi und Parodie scheinbar mühelos gelingt, ist neben dem originellen Drehbuch (Wolfgang Stauch) und der souveränen Regie (Shirel Peleg) nicht zuletzt dem Ensemble zu verdanken. Die Freude aller Beteiligten, an einem etwas anderen „Tatort“ mitwirken zu dürfen, ist dem Film in jeder Szene anzumerken. (…) Krönung sind die oftmals skurrilen Dialoge, aber mindestens genauso witzig sind die Momente, die gänzlich ohne Worte auskommen.“
Auszüge aus weiteren inzwisschen erschienenen Rezensionen:
„Der Stuttgarter Tatort ist normalerweise solide, in dieser One-Night-Sause drehen Drehbuchautor Wolfgang Stauch und Regisseurin Shirel Peleg genussvoll auf. (…) Die Nacht der Kommissare“ wird dann schnell zum irrsten und herrlichsten Stück. (…) Das wirklich Besondere an diesem Tatort ist, dass bei allem Quatsch keine einzige Figur in der Lächerlichkeit landet. Sie werden alle ganz fein und sorgsam geliebt.“
Claudia Tischky, Süddeutsche Zeitung
„Was diesen „Tatort“ so gut macht, ist die Tatsache, dass Autor Wolfgang Stauch und Regisseurin Shirel Peleg daraus eben keine reine Blödelnummer machen, sondern eine fabelhaft schräge Mischung aus Gangsterposse, Roadmovie und Tragikomödie und dabei elegant die Balance halten zwischen Krimi und Klamauk, Slapstick und Sozialkritik.“
Tanja Brandes, Rheinische Post
„Humor, das ist nicht unbedingt das große Schwabenthema. Es geht ums Schaffen und ums Geldverdienen in dem Großraum Stuttgart, der in der „Tatort“-Folge „Die Nacht der Kommissare“ ausgeleuchtet wird. Die Kunst des Filmes liegt eindeutig darin, das Geldverdienen und den Witz auf eine Weise zu verbinden, die überzeugend wirkt und – ja, tatsächlich! – lustig ist.“
Lars Grote, RND
„Der mutige Tatort Stuttgart mausert sich immer öfter zu einem außergewöhnlichen, eigenen TV-Ding, der in der Lage ist, Zuschauer zurückzuholen, die sich bereits lange vom Tatort verabschiedet haben. Außerdem ist der Tatort wirklich sehr, sehr witzig. Hoffentlich ist es eine Glückssträhne und kein Versehen. Maximale 5 von 5 Elchen, sappalot.“
Stefan Scheurer, Lea Kerpacs, SWR3
„Schwaben sind ja schon froh, wenn sich der Witz nicht auf Dialekt und Kehrwoche konzentriert. „Die Nacht der Kommissare“ ist davon weit entfernt. Dieser „Tatort“ erzählt mit viel Gespür für Details von liebenswerten Provinzlern und einfältigen Kriminellen, die die gleiche gierige Sehnsucht nach einem besseren Leben zusammengebracht hat. Und die sich nun in den Fäden ihrer hochfliegenden Pläne verheddert haben. Ein nicht ganz ernst gemeinter Krimi, aber erzählt mit aufrichtiger Sympathie für seine Figuren. Eine Heimatkrimikomödie im besten Sinne.“
Iris Alanyali, Web.de
Der Witz liegt in den schrägen, aber oft folgerichtigen Verläufen, nicht so sehr im Klamauk oder in rasanten Dialogen. Autor Wolfgang Stauch und Regisseurin Shirel Peleg spielen beide auf der Tastatur des Coolen, also des Uncoolen. (…) Und was ist das Ende vom Lied? „Ich fand’s eigentlich ganz lustig“, sagt Bootz. Ich auch.
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
Ist »Die Nacht der Kommissare«, so der Titel dieses »Tatorts«, also nur eine Nummernrevue für Cineasten? Keineswegs. Drehbuchautor Wolfgang Stauch hat für das Stuttgarter Team bereits den doppelbödigen Sniper-Thriller »Du allein« und das vielschichtige Pflegerinnen-Psychogramm »Anne und der Tod« geschrieben. Auch für die aufgrund des Drogenthemas ins Psychedelische neigende Western-Kampfkunst-Gangster-Groteske arbeitet er sich bei aller Verspieltheit zu einem tragischen Kern vor. Bewertung: 7 von 10 Punkten
Christian Buß, Spiegel
„Der „Tatort: Die Nacht der Kommissare“ ist eine mit Ernsthaftigkeit und Ruhe erzählte Krimikomödie, die ohne jene Art von brachialem Klamauk auskommt, wie man sie von den beliebten Münster-„Tatorten“ kennt. (…) Ein originell gestricktes Verwirrspiel, das nicht nur die Kommissare, sondern auch die Zuschauerinnen und Zuschauer bis zum bizarren Schlusspunkt immer wieder in die falsche Richtung schickt.“
Gala
In der Pressemappe des SWR ist zudem ein Statement des Autos erschienen:
Stoffe für den Tatort entstehen auf unterschiedliche Weise. Ganz überwiegend sind es die Autor:innen, die Ideen und Geschichten vorschlagen, in jeder Variante: Mal als Dreizeiler, mal als dreißigseitiges Treatment. Manchmal liegt der Ursprung allerdings auch bei der Redaktion oder Produktion. Schon bei unserem letzten gemeinsamen Stuttgarter Tatort „Du allein“ war es im Grunde nur ein Wort, mit dem die Redakteurin Brigitte Dithard auf mich zukam: Thriller! Für die „Nacht der Kommissare“ lautete das Wort: Krimikomödie. Bei Thriller denkt der Autor dann: Ja, klar, kriege ich hin, wird schon klappen. Bei Komödie ist der erste Gedanke dann eher: Hm. Wie machen? (Oder auch: Ach du Scheiße!) Komödie in einem ansonsten doch ganz überwiegend ernsten Format? Wir sind doch hier nicht in Münster! Lannert und Bootz können ja nicht plötzlich lustige Seemannslieder singen, zumal Stuttgart nicht mal an der See liegt. Also musste es von außen kommen in Form von Drogen, die ja nun, man weiß es, auch nicht immer nur lustig sind.
Dann habe ich mich, ohne nun gleich Klugscheißer sein zu wollen, dunkel an mein (nicht abgeschlossenes, aber das bleibt bitte unter uns!) Studium der Literaturwissenschaften erinnert, lange ist es her: Es gibt klassischerweise zwei Formen des Dramas – Tragödie und Komödie. Der übliche Gebrauch des Begriffs „Drama“ ist beim Film, nach Aristoteles, auch, wenn er schon lange tot ist, insofern inkorrekt. Also: Ob nun tragisch oder komisch, alles ist Drama! Womit ich erstmal aus dem Schneider war und mich an meiner schon häufiger erprobten Arbeitsweise orientieren konnte.
Eigentlich versuche ich, in jedem Krimi, zuallererst Menschen zu erfinden, die man so noch nicht in allen Einzelheiten kennt, denen man aber irgendwie irgendwo zumindest schon mal ähnlich in der sogenannten Wirklichkeit begegnet ist. Figuren, die man auf ein selbstdefiniertes, der Wirklichkeit ähnelndes Spielfeld setzt, dann braucht das Spiel noch Regeln. Und ja, bei einer Komödie sind diese (Krimi-)Regeln womöglich etwas dehnbarer. Dennoch: Mein Mantra ist, dass Spannung im Krimi ganz überwiegend nicht dadurch entsteht, dass man wissen will, wer den Mord begangen hat, sondern was mit den Menschen, die man gerade am Bildschirm kennen, mögen, hassen gelernt hat, am Ende passiert. Menschen mit ihrer Wut, ihren Ängsten – oder ihren Wünschen, Träumen. Ob im Thriller, ob in der Komödie, letzlich: egal. Komödie so ernst nehmen wie Thriller. Drama sein. Bei „Du allein“ war es der, fast kranke, Wunsch nach Vergeltung, Wiedergutmachung, Rache. Bei der „Nacht der Kommissare“ ist es der Traum von Freiheit und einem neuen Leben. Ich hoffe, in meinem Buch diesen komischen Traum, den man vielleicht irgendwie irgendwann so ähnlich schon mal selbst geträumt hat, auch tatsächlich ernst genommen zu haben.
Mit Richy Müller, Felix Klare, Jürgen Hartmann, Therese Hämer, Klaus Zmorek, Valentin Frederic Linkemann, Rilana Nitsch, Erb, Thomas Gräßle, Bernd Gnann, Poki Wong
Drehbuch: Wolfgang Stauch
Regie: Shirel Peleg
Kamera: Andreas Schäfauer
Szenenbild: Andreas C. Schmid
Kostüm: Juliane Maier
Schnitt: Sabine Garscha
Musik: Jasmin Reuter. Dolorès („Caresse mes cheveux“), The Mavericks („Foolish Heart”)
Redaktion: Brigitte Dithard
Produktionsfirma: SWR – Franziska Specht
über das Projekt
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