Weitere Kritiken: Anne und der Tod

© SWR/Maor Waisburd

Diese Folge wird das Jahr überdauern, so irre gut ist sie. Beide sind so gut, die Schubert und die ganze „Tatort“-Folge (dass sie schon vor der Ausstrahlung mit dem Baden-Württembergischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, ist gaga, aber konsequent). Was diese Folge aber heraushebt aus der Masse, ist ihre Konstruktion. Und die ist dank des „Tatort“- und „Polizeiruf“-Dauerautors Wolfgang Stauch und des gemessen an seiner spärlichen Regieliste noch relativ frischen Absolventen Jens Wischnewski grandios.
Anne Haeming, taz

Was für ein Fernsehkrimi: Die Dialoge und Sequenzen stürmen ineinander hinein, schießen aneinander vorbei, sprengen das lineare Erzählen, gehen auch mal ins Leere, und in irgendeinem Augenblick merkt man, dass einen diese im Grunde leise daher kommende Geschichte um eine verdächtige Altenpflegerin, die ihren Job macht und möglicherweise auch mehr als das, dass einen dieser Krimi packt und nicht mehr loslässt. Das passiert selten genug im „Tatort“.
Markus Ehrenberg, Tagesspiegel

„Anne und der Tod“ ist ein Pflegekrimi, der gekonnt an allen Sozialreport-Stanzen vorbei erzählt ist. All dem Vegetieren wird ein vitaler Stil entgegengesetzt. Drehbuchautor Wolfgang Stauch hat sich mit Episoden des Rostocker „Polizeirufs“ und des Dortmunder „Tatorts“ als Fachmann für trockene, pointierte Dialoge bewiesen. Hier funkeln sie inmitten einer Inszenierung (Regie: Jens Wischnewski), die mit virtuos ineinander fließenden Perspektivwechseln und Rückblenden ihr Thema einkreist. Auf diese Weise rast der Krimi in seiner Erzählung voran, springt zwischen den Zeiten und widersprüchlichen Aussagen und spielt dabei gehörig mit den Emotionen der Zuschauer. Und doch führt die Handlung am Ende ins existenzielle Zentrum: zum Menschen in seiner brutalen, nackten Bedürftigkeit. (...) Es ist eines der anrührendsten „Tatort“-Finale überhaupt.
10 von 10 Punkten. Dieser „Tatort“ ist bis an die Schmerzgrenze ambivalent. Klug, vital, aufwühlend
Christian Buß, Spiegel (Kritik & 'Schnellcheck')

Dass der Stuttgarter „Tatort: Anne und der Tod“ ein großartiger Krimi geworden ist, ist nicht gerade das Verdienst der Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare). Im Gegenteil: Den schwäbischen Ermittlern, die eine engagierte Altenpflegerin im Verhör unermüdlich in die Enge treiben, möchte man mehr als einmal zurufen, die arme Frau doch endlich in Ruhe zu lassen. Wo bleibt das Mitgefühl für die herzliche Fachkraft, die sich als mobile Pflegerin für ihre Klienten aufreibt? Ja, es dauert lange, bis beim Zuschauer der Groschen fällt. Geschickt inszeniert Regisseur Jens Wischnewski das von Wolfgang Stauch virtuos geschriebene Verwirrspiel, das sich auf verschiedenen Zeitebenen bewegt.
Astrid Kistner, Münchner Merkur

Anrührend, fesselnd und ganz nah dran: Der neue „Tatort“ aus Stuttgart ragt heraus aus der Masse der Sonntagabendkrimis. „Anne und der Tod“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD; Buch: Wolfgang Stauch, Regie: Jens Wischnewski) erzählt in sehr leisen Tönen die Geschichte einer langsamen Annäherung an die Wahrheit. Dass das so fesselnd und anrührend ist, wie es dem oft eher dahindümpelnden Sonntagabendformat selten gelingt, ist dem grandiosen Spiel von Schubert zu verdanken. Ihre Anne ist stolz und verletzlich, offen und undurchschaubar, Opfer und Täterin zugleich. Eine Frau, der man alles zutraut, und von der man doch nur das Beste glauben will. Ein „Tatort“, der nachhallt.
Katharina Frohne, Weser-Kurier

Der Pflegenotstand hat nun schon zu einigen hochnotpeinlichen und wahnsinnig gut gemeinten Fernsehfilmen geführt. Lannert und Bootz stolpern in „Anne und der Tod“ durch keine einzige der Bettpfannen des Klischees. Was sie vor allem dem Drehbuch von Wolfgang Stauch zu verdanken haben. Was wiederum eine kleine Bedienungsanleitung nötig macht. Nehmen Sie sich nichts vor, tun Sie, denken Sie nichts anderes während „Anne und der Tod“. Das ist ein sorgsam konstruiertes Uhrwerk sorgsam ineinandergeschachtelter Erzählwerke, Geschichte, Sub- und Seitenerzählungen, die ineinandergreifen, sich überlappen, ergänzen, am Ende erklären. Der zweite Grund, weswegen man sich nichts vornehmen sollte, hat einen Namen: Katharina Marie Schubert. Diese milde Kratzbürstigkeit, dieser zerbrochene Stolz, diese verbohrte Bockigkeit, dieses große verstörte Herz, das sie in Gesten, minimales mimisches Changieren legt, in kleinste Farbwechsel der Stimme - gebt ihr den Grimme-Preis für die nächsten zwei Jahre.
Elmar Krekeler, die Welt

Ein interessanter Fall, ein wichtiges Thema und eine exzellente Katharina Marie Schubert als Altenpflegerin Anne. Klare Empfehlung: absolut sehenswert!
Philip Münscher, hr1

In Stuttgart geht gerade einiges. Oder anders gesagt: Wenn besagter VfB so aufspielen würde wie die letzten Tatort-Folgen von hier, dann müsste er nicht nächste Woche in der Relegation ran, sondern würde in der kommenden Saison in der Champions League antreten.
Matthias Dell, Die Zeit

Wir sehen einen „Tatort“, der sich ganz auf den Fall kon- zentriert. Er ist reizvoll als Kriminalstück, überzeugend als Zustandsbeschreibung des Pflegenotstandsgebiets. Viel besser geht nicht.
Matthias Hannemann, FAZ

Fernsehkrimi- Autor Wolfgang Stauch hat hier brillant das Zerreissen unserer Gesellschaft und den Verlust jeglicher Solidarität zwischen Arm und Reich, Alt und Jung, Mann und Frau thematisiert – in ganz unterschiedlichen Konfliktkonstellationen rund um die hilflose, ehrlich bemühte, immerzu untergebutterte Anne.
Alexandra Kedves, Basler Zeitung

Ein gutes Verhör ist spannender als jede Verfolgungsjagd - Beweis erbracht! (Bewertung: 5 von 5 'Blaulichtern')
Tom, MDR Jump

Auf Stuttgart ist Verlass. Auch „Anne und der Tod“ ist wieder ein ganz starker „Tatort“ aus Stuttgart. (...) Ein wirklich außergewöhnliches Krimidrama.
Ernst Corinth/RND

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